Auf der Suche nach Heldinnen - und warum Anita Sarkeesian nie meine sein wird
Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2014, laut ESA-Studie sind knapp 50% aller Spieler Frauen. Auch ich spiele immer noch fleißig. Mittlerweile habe ich zwar viele Mitspieler, dafür aber ganz andere Probleme. Mit den Jahren an erworbener Zocker-XP fiel mir immer mehr auf, dass kaum ein Spiel eine Frau zur Protagonistin macht.
Die Abenteuer von Tidus aus Final Fantasy 10 oder Ethan Mars aus Heavy Rain wären mir vielleicht emotional noch näher gegangen, hätten die Helden mein Geschlecht gehabt. Damit kann ich aber noch ganz gut leben. Viel schlimmer ist die Art und Weise wie Frauen in Spielen dargestellt werden: Riesenbrüste, perfekter Körper, immer tough, immer lasziv und knapp bekleidet. Diese armen Männer, denke ich mir, wird das nicht irgendwann zu anstrengend? Mir ist es das jedenfalls – denn ich entspreche wie viele andere Frauen auch, nicht dieser Vorstellung: Ich will nicht immer lasziv und halbnackt sein und meinen Körper finde ich gut so wie er ist. Immer öfter ertappe ich mich dabei, wie ich kritisch die digitalen Femme Fatales mustere, die stets in ein Schema passen: Bayonetta: tough und sexy, Tomb Raider: tough und sexy, so ziemlich jeder weibliche Charakter in Kampfspielen: tough und sexy, so ziemlich jeder weibliche Charakter in Rollenspielen: tough und sexy. Auch Männer sind oft zumindest tough – eher selten sexy – aber vor allem spielbar.
Ja es gibt sie – die Jades aus Beyond Good& Evil, die Faiths aus Mirror's Edge, die Jodie Holmes' aus Beyond: Two Souls. Aber es gibt vor allem die gesichtslosen Sexbomben, die nichts anderes sind als Fanservice – männlicher Art – die nur da sind, um schön auszusehen, die fast nie spielbar sind und jeder spielenden Frau die Frage stellen: Sollen so also Frauen sein?
Auch Männer müssen sich dieser Frage stellen, meint man, sind doch fast alle Videospiel-Helden perfekt gebaute Haudegen, die vor nichts Angst haben. Ich persönlich glaube, dass Männer da einfach anders funktionieren und nicht so sehr zum Vergleichen und Beneiden neigen wie Frauen. Die meisten Frauen sind immer noch so sozialisiert, dass sie viel Acht auf ihr Aussehen geben und gefallen wollen. Das Problem ist nur, dass im Sinne der Entwickler von Videospiel-Frauen dies nur erreicht werden kann, indem man vor allem seinen Körper sprechen lässt - und das wollen wohl eher wenige Frauen. Ich sitze also da, umgeben von Werbung, Filmen und Videospielen, die mir alle zeigen wie eine perfekte Frau auszusehen hat und es setzt mich unter Druck.
Nach all diesen Fragen und all den Diskussionen, die ich mit Partnern über Zimmer-Poster von Dead Or Alive Xtreme Beach Volleyball oder dem God of War 3 „Aphrodite-Sidequest" hatte, den „man unbedingt machen muss, sonst sei man nicht stark genug", trat eine Frau in Erscheinung, die die Darstellung und Rolle von Frauen im Videospiel, in einer mit 150.000 Dollar gesponserten Video-Reihe thematisieren wollte: Anita Sarkeesian.
Man würde meinen, ich sei mittlerweile der glücklichste Mensch auf Erden – eine Frau, die zockt, die meine Probleme teilt und sie wie der Messias an die Youtube-Jünger weiterträgt. Doch ich wurde enttäuscht, sogar schwer enttäuscht.
In ihren Videos reiht Sarkeesian Videospiel-Schnipsel aneinander, enthebt sie ihres Kontextes und stellt anhand dessen dar, wieso Frauen so schlecht in Videospielen wegkommen. Sie zeigt wie viele klassische „Frauen in Nöten" es in Videospielen gibt, dass im Mittelalter und in zwielichtigen Milieus viele Prostituierte schlecht behandelt wurden und dass auf dem Schlachtfeld nur Männer gegen muskelbepackte Giganten kämpfen. Wirklich Anita? Wird irgendwem dadurch klar, wieso die Spielerin zu Hause Probleme mit dem Tough-und-sexy-Schema hat, wenn du Dinge zeigst, die nun mal so in der Geschichte passiert sind? Und was ist mit den männlichen Gegenstücken? Ja, Grand Theft Auto 5 hat unendlich viele dumme, nackte Frauen, aber zum Glück auch viele dumme, klischeehafte Männer. In Saints Row kann man den spielbaren (!) weiblichen Charakteren Riesenbrüste verpassen, aber im Gegenzug dazu auch den sogenannten „Sexappeal", die Penislänge der Männer einstellen. Entwickler Volition gibt Sarkeesian sogar recht, dass der Weg, wie Frauen im Medium dargestellt werden, verbessert werden könnte.
Unterdrückung von Frauen darstellen zu wollen, indem man die männliche Gegenseite einfach weglässt, funktioniert nicht. Meiner Meinung nach muss man Videospiel-Szenen immer im Gesamtkontext sehen und das Spiel vielleicht sogar gespielt haben! Sarkeesian ist leider keine Spielerin, wie sie selbst in ihrem Seminar zugab, und kann deshalb gar nicht darstellen, wieso das Frauenbild in Videospielen sie stört.
Ich bin deshalb so enttäuscht von ihr, weil sie dieses Thema ohne jegliches Fingerspitzengefühl malträtiert, während ihr gefühlt die ganze Welt dabei zusieht. Wenn Feminismus vorher unbeliebt war, wird man dank Sarkeesian so damit übersättigt, dass es nur noch unendlich nervt. Etliche Hass-Kommentare, bis hin zu Sarkeesians Vertreibung aus ihrem eigenen Haus geraten so in den Fokus, dass sich niemand mehr für das eigentliche Thema interessiert. Und wieder sitze ich vorm Bildschirm und starre auf Lara Croft's extrem enge Wander-Hosen und ihren Hintern, den sie mir minutenlang in Nahaufnahme entgegenstreckt.
Aber wie soll denn nun eine mich zufriedenstellende Videospiel-Heldin aussehen? Die Lösung ist eigentlich leicht. Genau das was ich an guten Videospiel-Helden schätze, würde ich auch gern bei Heldinnen sehen: spielbar, interessante Lebensgeschichte, Emotionen, die ich miterleben oder sogar beeinflussen darf. Es fällt auf, dass das Aussehen dabei erstmal keine Rolle spielt. Natürlich sieht Gareth aus The Witcher cool aus in seinem Ledergewand und der riesigen Narbe in seinem Gesicht; und auch Joel aus The Last Of Us ist ein durchaus attraktiver Mann. Einen Gedanken daran verschwendet, wie wohl seine Pobacken aussehen, oder was sich gar zwischen seinen Beinen verbirgt, habe ich jedoch nie. Bei Rikku aus Final Fantasy 10 muss ich mich nicht besonders anstrengen, um daran zu denken. Allzu gerne werden ihre Backen immer wieder in Nahaufnahme gezeigt, obwohl sie erst 15 ist. Videospiele geben uns oft gar nicht die Chance, die weiblichen Charaktere kennenzulernen, weil ihr Auftreten sie direkt in ein oberflächliches, sexy Schema presst, in das die meisten Frauen nicht gepresst werden wollen. Figuren wie Ellie aus The Last of Us, die nur ein Jahr jünger als Rikku ist, oder Jodie Holmes aus Beyond: Two Souls haben gezeigt, dass uns Frauen in Videospielen auch ohne üppige Kurven fesseln können und ihre Individualität das ist, was Spieler fasziniert.
Also liebe Entwickler: mehr davon!
Alice Wilczynski
Video-Redakteurin
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